Sagen & Legenden aus dem Herzogtum Hartenfels

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Die bekanntesten Sagen und Legenden des Herzogtums Hartenfels

Gesammelt und niedergeschrieben von Riedgast zur Lohe, 62 nF

Anlässlich des 200jährigen Jubiläums des Werkes, neu aufgelegt und mit Vervollständigungen von Adelbert zur Lohe.


Vorwort

Das Herzogtum Hartenfels ist reich an alten Geschichte und Legenden. In den Gebieten der in Hartenfels aufgegangenen heidnischen Reiche der Nisizi, Sursili, Churtizi und Carny Kraj, aber auch in den ehemaligen Provinzen Fynsterwaldes, die heute zu Hartenfels gehören, schwingt an vielen Stellen der Glaube an die kleine Volk und beschützende Geister mit. So der gebildete Zwei-Götter-Gläubige natürlich um die Unsinnigkeit solcher Dinge weiß, soll diese Sammlung von Legenden einen kleinen Einblick in die Welt des kleinen Mannes vom Lande darstellen, der vor der Ankunft der 2 Götter ängstlich vor seinem Herdfeuer hockte und eifrig nicht-existenten Wesenheiten opferte, in der Hoffnung, der Himmel möge ihm nicht auf den Kopfe fallen. Und in vielen Gebieten, gerade in den weit abgelegenen, hat sich bis heute, trotz der Intervention braver Priester nicht viel geändert. In den Chroniken und Analen der Dörfer und Städte sind die Nachrichten von der Sichtung von Sagengestalten wie Feen über die Jahrhunderte stark zurückgegangen und mit dem letzten Abschlachten der Elfenvölker im Großen Orkaufstand 17 vF, brachen diese praktisch über Nacht ein. Seit nunmehr fast 20 Jahren stieg die Zahl der Sichtungen jedoch wieder schlagartig.  

Legenden aus den Adlerlanden

Die Adlermark ist das pochende, schlagende Herz von Hartenfels. Hier erhebt sich stolz die Stammburg des Herzogshauses, hier wacht die Festung Neu-Hartenfels über die Hauptstadt und die wichtigsten Handelswege und von hier aus wacht auch das altehrwürdige Kronenkloster, das Hauptkloster von Hartenfels über die Gläubigen. Landschaftlich wird die Adlermark von der Elbe bestimmt, die sich einem breiten, Band gleich, durch die Adlerlande hindurch schlängelt und diese in einen westelbischen und einen ostelbischen Teil trennt. Östlich der Elbe, finden sich vor allem Wein-, Obst-, Acker- und Viehbauern, welche die Städte und Mühlen mit ihren Gütern beliefern. Im weitaus größeren Westteil der Mark befinden sich sämtliche Städte, blühende Dörfer und tiefe Wälder und Moore.

Die weiße Dana

Noch vor der Ankunft der Zwei Götter gab es in Diben bereits eine Burg, die über den Übergang über die Mulde wachte. Die Burg wurde später zum Stammsitz der Freiherren von Diben und war während in ihrer Geschichte immer wieder Schauplatz heftiger Kämpfe, zuletzt im Großen Krieg, als unter anderem Hier die Elsterthaler Expansion gestoppt werden konnte. Zuvor jedoch, war die Burg Schauplatz der letzten Heidenprozesse in der Geschichte des Herzogtums Hartenfels. In diesen Prozessen wurden praktizierende Altgläubige dem Zwei-Götterlichen Frevel überführt und für ihre Vergehen grausam hingerichtet. Bis heute berichten immer wieder einmal Besucher der Burg von grausamen Schmerzensschreien, durch die sie in der Nacht geweckt werden. Zu sehen ist jedoch nie etwas. Auch soll immer wieder einmal eine durchscheinende Frau in weißer Gewandung um die Burg ziehen. Sie soll das Opfer des letzten Heidenprozesses gewesen sein und wird im Volksmund „Die Weiße Dana“ genannt.

Die Zwerge von Schmedeberg

Zwerge sind sehr selten in Hartenfels. Umso erstaunlicher ist es häufig für Reisende, dass mitten im Herz des Herzogtums eine gar nicht so kleine Enklave besteht. Vor dem westlichen Stadttor von Schmedeberg, liegt die Vorstadt der Zwerge, im Volksmund Hammerstadt genannt. Hier und in der nur wenige Meilen entfernten Siedlung Eysenhammer, leben seit der Zeit der Könige Zwergenclans: Händler, Schmiede jeglicher Couleur und Bergarbeiter. Von beiden Siedlungen weiß man, dass nur ihr kleinster Teil oberirdisch erbaut wurde. Unterirdisch sollen sie über weite und tiefe Tunnel verfügen und sogar miteinander verbunden sein. Doch kaum ein nicht-zwergisches Auge hat je die unterirdische Welt erblickt. Denn diese ist für Menschen verboten. Das größte Mysterium ist jedoch das Brüllen, dass ab und an tief aus der Erde erklingt und schon so manchen Reisenden auf der Reichsstraße böse überrascht und in wohl berechtigte Angst und Schrecken versetzte. Auch gibt es aus der Zeit der Elfenkriege Überlieferungen, dass die Zwerge Bestien aus dem Innern der Erde beschworen hätten, um diese im Kampf auf die Orks zu hetzen. Furchterregende Bestien aus Feuer und flüssigem Stein, geformt wie brennende Tiere mit Schweifen und Mähnen aus Feuer, die mit jedem Schritt verbrannte Erde hinterließen. Seit dem Krieg wurden sie jedoch nicht mehr gesehen, aber das Brüllen erschüttert noch immer die Erde und die friedliebenden Menschen, die arglos auf der Königsstraße ziehen.

Die Tanzwoche zu Schilda

Einmal im Jahr, in der Zeit vom 1. Tag des Lyxaark im Freudenmond feiert man in der Stadt Schilda 9 Tage lang die so genannte Tanzwoche. In der Zeit kurz vor dem Sonnenaufgang des 1. Lyxaark, verändert sich das Wasser der Brunnen von Schilda auf seltsame Art und Weise. Wer das Wasser genießt, wird in einen lustvollen Rausch versetzt und ist zu allerlei Narrerei und kindischem Unfug aufgelegt. Die Teilnehmer rotten sich vielfach in kleinen odergrößeren Gruppen zusammen und planschen im Matsch, bauen Sandburgen, verfallen in einen wahren Veitstanz oder sie verfallen in gänzlich dümmliches Tun. So wurde in einer langen Prozession ein Hund zum Bürgermeister ernannt, mitsamt zuvor gefertigter Kleidung und Schmuck. Auch deckten sie schon ihr Rathaus ab, damit es drinnen endlich helle werde. Solch Unsinn wird dort getrieben. Manche kopulieren auch ungeniert miteinander. Und Kinder, die aus solchen lästerlichen Verbindungen entstehen, gelten im Volke als besonders gesegnet, denn sie sollen häufig überdurchschnittlich begabt in den Künsten sein. Einige Teilnehmer berichten auch, unter dem Einfluss des Tanzwassers die eine oder Sagengestalt wahrgenommen zu haben, die sich zwischen den feiernden Menschen bewegen soll. Das Wasser verändert sich, solange wie die Erinnerungen der Menschen zurückreichen und jeder Versuch der Zweigötter-Kirche, diesen einzudämmen, ist bisher erfolglos geblieben, auch weil die Bewohner viele Versuche erfolgreich unterbunden haben. Auch schlugen sämtliche Versuche, den Grund für das heitere Treiben zu ergründen bisher fehl. Einzig, dass die Verwandlung des Geistes vom Wasser ausgeht, dies ist belegt und sicher. Und so gilt seit der Zeit des Hartenfelser Königs Hartlieb den Friedlichen, in Schilda und Umgebung das Recht der Narren, nachdem niemand für die Folgen seines Handelns einzustehen hat, solange er unter dem Einfluss des Tanzwassers steht. Dies geschah, nachdem der König die Stadt während der tollen Tage besuchen wollte, um sich selbst ein Bild zu machen. Er ließ durch einen vorreitenden Herold ausrichten, „man möge zu seinem Empfang halb geritten und halb zu Fuß kommen“. Dies war eine damals gebräuchliche Formulierung für das Zugeständnis, ihm das Ehrengeleit auch zu Fuß entgegenzuschicken, wenn nicht genug Pferde vorhanden seien. Die in ihrem tollen Treiben gefangenen Städter jedoch berieten und kamen dem König schließlich auf Steckenpferden entgegen geritten. Am Ende seines Aufenthaltes garantierte der König den Teilnehmern die Narrenfreiheit für die tollen Tage. Diese gälte aber nur, solange eine Ehrengarde darüber wache, dass niemand allzu schwer verletzt würde und keine größeren Zerstörungen entstünden. Seitdem werden vor Beginn der Freudentage die Mitglieder der Garde ausgelost und wachen in bunten Kostümen über die Feiernden.


Die Ruinen der Tempel-Stadt Nisizi

In der Zeit der Könige, als das Hartenfelser Reich von König Hartgar dem Seligen regiert wurde und die Missionare der Zwei Götter ihr Wort unter dem Schutz der Hartenfelser Dynastie in den heidnischen Gebieten verbreiteten, kam einer ihrer Fürsten an den Hartenfelser Hof. Im Angesicht des Todes seiner beiden Söhne, wollte sich Fürst Bogislav von Nisizi unter den Schutz der Zwei Götter begeben und sein Leben nun gestreng nach ihren Regeln führen. Dem König bot er die Hand seiner Tochter Jeska um diesen Pakt zu besiegeln. Zwei Jahre später starb der alte Fürst und König Hartgar bestieg den alten Eichenthron von Nisizi. Er ließ den alten heidnischen Tempel von Nisizi in einen 2-Götter-Tempel umwidmen und vollendete die Bekehrung des Adels. Doch ein letztes Mal bäumten sich die Anhänger des alten Glaubens auf und ließen den Zwei-Götter-Tempel von Nisizi in Flammen aufgehen. Das Feuer ergriff jedoch die gesamte Stadt und brannte sie vollkommen nieder. Fast die gesamte Königsfamilie wurde dabei ausgelöscht, nur Hartgars Bruder Torg überlebte und führte das Werk seines Bruders fort. Er heiratete die ebenfalls überlebende Königin Jeska und wurde von den Zwei Göttern für seinen Glauben mit der Vision von der Höhle mit den sieben schlafenden Heiligen belohnt. Über die Brandstifter aber, sollen die Zwei Götter so erzürnt gewesen sein, dass sie die Missetäter in Stein verwandelten. Bis heute stehen die 13 Steinstelen auf dem Feuerberg nördlich von Torgowe, unter dem die Ruinen der alten Tempelstadt Nisizi verborgen sind.


Die Legende vom Drachen zu Torgowe

Vor vielen Jahrhunderten hauste im großen See von Torgowe ein schrecklicher Drache. Er verpestete mit seinem giftigen Hauch das Wasser, aus dem sich die Brunnen der Stadt speisten. So setzten die Bewohner eine hohe Belohnung aus für den, der die Stadt von dem Ungeheuer befreie. Endlich meldete sich ein Ritter, der in der Stadt gefangen gehalten wurde und zum Tode verurteilt war. Er gab an, einst in einem alten Zauberbuch gelesen zu haben, wie man Drachen bekämpfen könne. Tatsächlich wurden ihm Pferd und Rüstung zugestanden und er machte sich auf den Weg. Der Ritter ließ seine Rüstung spiegelblank polieren und machte sich auf den Weg zum See, aus dem der Drache sich erhob und auch gleich auf den Ritter stützte. Bevor er ihn jedoch greifen konnte, erstarrte der Drache und blickte auf die spiegelnde Rüstung, voller Neugier und Wohlgefallen. In diesem Augenblick rammte ihm der Ritter seine Waffe in den nun ungeschützten, weichen Unterleib und der Drache versank in den Fluten. Zum Dank schenkten die Bewohner der Stadt dem Ritter die Freiheit und wogen sein Gewicht in Gold auf. Zum Andenken an die böse Zeit, die das Ungeheuer über die Stadt gebracht hatte, ließ man außerdem vor dem Rathaus sein Bild in Stein hauen. Dort ist es noch heute zu sehen.


Der Weiße Drache

Einst, im Mystischen Zeitalter, bevor die Zwei Götter zu den Menschen des heutigen Rabenstein kamen und sich die alten Königreiche erhoben, soll ein weißer Drache im Süden des heutigen Rabenstein gelebt haben. Der Drache soll sich die Könige der Menschen und Elfen untertan gemacht haben und die Menschen mussten ihm Opfer bringen. Dafür hielt er das Land fruchtbar. Seinen Tod fand der große weiße Drachen in einer gewaltigen Schlacht gegen mächtige Kreaturen aus den Dunklen Landen des Südens, als diese in seine Reiche einfielen und er sich an der Seite seiner Heere ihnen stellte. So erzählen es die Überlieferungen der Alten. Folgt man den äußerst spärlich gesäten Spuren, die man fast ausschließlich in einigen mündlich weitergegebenen Märchen und Erzählungen findet, kommt man auf ein Gebiet, dass sich vor allem auf Gebiete der heutigen Herzogtümer Hartenfels, Elsterthal, Bernburg und Raben bezieht. Alle weltlichen Spuren, die einmal existiert haben oder von denen man wusste, sind spätestens mit dem Großen Krieg zerstört worden oder verloren gegangen.


Die Ruinen von Szlautitcz

Ganz im Westen der Adlerlande, befinden sich die wohl größten und besterhaltenen Ruinen der Elfenkultur, die einst in den Hartenfelser Gebieten lebten. Dezimiert durch zahlreiche Kriege gegen die Orks, wurden die meisten Elfensiedlungen im Großen Orkkrieg von 17 vF ausgelöscht. Eingebettet zwischen zwei Seen und der Mulde, lag hier die letzte, der großen Elfenstädte, ein letzter Glanz eines zum Untergang verdammten Volkes. Wie jener Ort hieß, weiß heute niemand mehr. Der Name Szlautitcz stammt vom nahebei gelegenen Dorfe. Um die Ruinen ranken sich nichtwenige Legenden. So wurden nach dem Untergang der Stadt nicht wenige von der Gier nach versteckten Schätzen in die Ruinen gelockt. Und ein jeder Bewohner der umliegenden Dörfer kennt eine Geschichte von einem Schatzjäger, der nie wieder aus den Ruinen zurückkam. Schnell war von dunklen Kreaturen die Rede, welche die Elfen in ihrer Verzweiflung beschworen und die bis heute die Ruinen in dunklen Nächten unsicher machen sollen. Auch von rachsüchtigen Geistern und Wächterkreaturen ist die Rede, einige Leute wissen gar von einem Zugang in eine andere Welt.


Die Moorelfen und die Dunklen Sümpfe

Die Moorelfen sind heute wohl die sagenumwobensten, aller bekannten Bewohner von Hartenfels. In den Weiten der Moore zwischen Diben und Torgowe lebend, werden sie doch nur selten gesehen. Sie leben sehr zurückgezogen und haben kaum Kontakte zu den Menschen. Ihre „Hauptsiedlung“ ist ein Pfahldorf in der Mitte eines Sees inmitten der Moore, das nur per Boot zu erreichen ist. Geschichten gibt es viele über sie. Kaum ein Kind, das nicht mit Schauergeschichten über die verfemten Elfen aufgewachsen ist. Geschichten über die Elfen, die nachts die unartigen Kinder holen. Die wahre Herkunft ihres Volkes liegt jedoch in den Vernichtungskriegen der Orks gegen die elfischen Völker. Die heute so genannten Moorelfen sind in Wahrheit ein Mischvolk aus den in die Moore geflüchteten Au- und Hochelfen. Heute leben die Moorelfen unter dem Schutz der herzoglichen Krone in den Sümpfen und vertreiben ungebetene Eindringlinge rasch. Kaum jemand kennt die gefährlichen Sümpfe und Moore so gut wie sie und kaum jemand kann sich so lautlos in ihnen bewegen. Man sagt den Moorelfen nach, dass sie uralte Formen der Magie beherrschen, zaubern können, ohne ein Wort zu sagen oder die Hände zu bewegen. Doch noch viel mehr, soll ihre Seelen von den alten Wesenheiten in den Mooren verändert worden sein. Ob dies stimmt, vermag jedoch kaum jemand zusagen. Denn solange der Herzog die Sümpfe unter ihre Obhut gestellt, wagen sich noch weniger Menschen in sie hinein. Aber auch um die Sümpfe selbst, ranken sich vielen Mythen und Legenden. So sollen hier Wesen leben, so alt wie die Elfen, nur dunkler in ihrer Seele. Immer wieder verschwinden Menschen in den Mooren und Sümpfen und Verirrte, die den Weg wieder hinaus finden, berichten von Schrecken und albtraumhaften Wesenheiten, die sie zwischen den Bäumen entdeckten oder die ihre Köpfe aus dem Wasser hoben und sie gierig anstarrten.


Legenden aus Annaburg

Das Land zwischen den Flüssen, Mezumroka genannt, wurde unter der Herrschaft von Königin Anna der Hartenfelserin dem Hartenfelser Reich hinzugefügt und erhielt später auch ihren Namen. Die Grafschaft ist die kleinste in Hartenfels und besitzt nur zwei Städte, deren Bedeutung für Hartenfels, ihre Größe Lügen straft. Umgeben sind die Städte von Hügeln, kleinen Bergen vielen, kleinen Flüsschen und weiten Wäldern. Trotzdem schafft es Annaburg immer wieder, aus dem Schatten der abgelegenen Provinz hervorzutreten und sich in die Mitte der Hartenfelser Geschichte zu stellen.


Die Rückkehr von Mutter Anna

Königin Anna wurde als Tochter der Hartzberger Herrscherdynastie geboren und mit dem Hartenfelser König Hartmann dem Weisen vermählt. Mit diesem teilte sie auch das Interesse an Pflanzen und der Alchemie. Leider starb der König bei einem Jagdausflug schon kurz nach der Geburt des gemeinsamen Kindes. Anna übernahm daraufhin die Regentschaft bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes, den sie nach seinem Vater Hartmann nannte. Allein zurückgeblieben, schaffte sie es das schwach geglaubte Land erfolgreich gegen Invasoren und gegen einen Kriegszug der heimischen Orks zu verteidigen. Ihrer Leidenschaft für die Alchemie und Heilkunde blieb sie in dieser Zeit weiterhin treu und verbrachte viel Zeit in ihrem privaten Alchemielabor oder im Zwiegespräch mit Heilern und Alchemiekundigen oder gar in der Burgküche am Butterfass. Als ihr Sohn endlich die Herrschaft übernahm, stand sie ihm beratend weiterhin zur Seite. Jedoch teilte Hartmann der Kurze das Schicksal seines Vaters und fiel nur einige Jahre später im Kampf gegen Orks, während einer Rundreise durch das Reich. Nur seine beiden Kinder überlebten, da diese in der Obhut ihrer Großmutter Anna auf Burg Hartenfels zurückblieben. Anna übernahm wieder die Herrschaft, schlug die Orks ein zweites Mal erbarmungslos nieder und vermochte es zusätzlich, die Grenzen um Mezumroka im Gebiet der heutigen Mark Annaburg zu erweitern. Mit der Volljährigkeit ihres Enkels Hartmut zieht sie sich nach Burg Lochawe zurück, wo sie von Volk und Adel gleichermaßen hoch verehrt ihren Alterssitz nahm und weitläufige Gärten, Obstplantagen und ein großes Alchemielabor einrichten ließ, um weiterhin der Heilkunde und Alchemie nachgehen zu können. Sie war freundlich gegen jedermann, legte Hand mit an bei den gewöhnlichsten Arbeiten und half gern mit Rat und Tat, wo sie konnte. Durch ihre Leutseligkeit erwarb sie sich aller Zuneigung und Liebe, so dass sie allgemein Mutter Anna genannt wurde. Ihre Bemühungen für Feldbau und Wiesenkultur sowie für Viehzucht waren für die ganze Umgegend ein Antrieb zur Förderung derselben. Noch mehr wurde sie ein Segen für die Gegend dadurch, dass sie für die Eindeichung der Elbe sehr besorgt war. Dieses Benehmen trug ihr im Volke den Namen „Mutter Anna“ ein. Und schon bald nach ihrem Tod werden die ersten Legenden erzählt, dass sie während ihrer Feldzüge von einer heiligen Aura umgeben war, die sie gegen die Waffen der Ungläubigen schützte. Und allein durch ihre Berührung sollen Kranke genesen sein. Aufgrund dieser Berichte, wurde sie durch Hartenfelser Hohepriester Liebmann von Angeren heiliggesprochen und gilt heute als Schutzheilige des Herzogtums Hartenfels. Im Volk gilt bis heute der Glaube, dass die sagenhafte und in den Augen der Zwei Götter Heilige Königin, nur schläft und über das Hartenfelser Reich allgemein und speziell ihre Stadt, Annaburg, wacht. Und sollte Annaburg je bedroht sein, würde sie erwachen und seine Bewohner wieder führen, auf dass Annaburg wieder erstrahle. Und so abwegig ist das nicht. Denn nachdem das ehemalige Grafenhaus Lochawe Mark und Stadt Annaburg am Ende ihrer Dynastie in einen langen und tiefen Schlaf fallen ließen, wurden sie abgelöst und ersetzt durch eine Frau, die erst in Annaburg ihre wahre Natur entfalten konnte und Annaburg heute zu einer der ungewöhnlichsten Städte in ganz Rabenstein machte. Wo sonst lachen die Bewohner so sehr über ihre eigene Torheit und bemalen Kinder, die größte und wichtigste Festung eines Herzogtums jedes Jahr aufs Neue mit bunten Farben. Welche Stadt kann noch von sich behaupten, sich aus einer miefigen Provinzstadt in eine der kulturell und wirtschaftlich bedeutendsten Städte eines ganzen Herzogtums entwickelt zu haben. Möge ihre Seele noch lange über Annaburg wachen.


Der Alte Wald

Wann immer vom kleinen Volk, fällt häufig auch der Name „Alter Wald“. So nennt man im Volksmund die tiefen und dunklen Wälder südlich von Annaburg, deren Ausläufer irgendwann in die Wälder der Swinitz übergehen. Im Laufe der Zeit findet man hier immer wieder Augenzeugen von seltsamen Begebenheiten und von Sichtungen merkwürdiger Wesenheiten und Kreaturen. So knackt es hinter dem braven, Zwei Götter gläubigen Bürger, wenn er seines Weges durch den dunklen Wald geht, obwohl dort kein Ast oder Stock liegt. Es wispern leise Stimmen hinter den Bäumen oder singen leise Lieder, wo mein Mensch zu sehen ist. Es führen Irrlichter die Menschen in dunklen Nächten vom Wege ab und tiefer in den Wald, es sehen sich götterfürchtige Menschen mit einem Male mit Sagengestalten aus der alten Welt konfrontiert: Kleine Wesen, die sich aus Bäumen schälen, große Wesen, die sich aus der Erde erheben und über die eilig gesprochenen Schutzgebete spotten. All dies hat viele Menschen der Gegend furchtsam gegenüber dem Wald werden lassen und vermutlich auch dazu geführt, dass es nur sehr wenige Siedlungen in diesen Wäldern gibt.


Legenden aus dem Kemer Land

Zu drei Seiten eingerahmt von Aelba und Milda ist Kemergard Teil des alten „Heiligen Landes“, dem frühesten Hartenfelser Siedlungskern und besitzt mit der gleichnamigen Hauptstadt auch die zweitälteste Gründung nach der Ankunft der Zwei Götter. Die Mark ist bis auf die Gebiete um Nischwitt weitgehend landwirtschaftlich mit sanften Hügeln, weiten Heidelandschaften und einigen Bergen im Westen. Im Großen Krieg musste die Mark jedoch viele Opfer beklagen, die erst mit der gezielten Anwerbung von Siedlern wieder ausgeglichen werden konnten. Durch den großen Frieden verlor die Mark außerdem ihren reichen Westen mit den Städten Dessow, Ragen und Jezzant.


Der See der Trauer bei Kemerberg

Die Stadt Kemerberg ist Sitz des Grafenhauses; ein Hof voller Prunk, alter Geschichte, die bis in die Tage des alten Tautanien hinein, ein Hof mit Beziehungen weit über die Grenzen von Hartenfels hinaus und der als einer der glanzvollsten Provinzhöfe ganz Rabensteins gilt. In Kemerberg pflegt man die alten Tugenden und das Brauchtum unserer tautanischen Vorväter. Tugenden wie Autorität, Ansehen, Strenge, Würde, Ehre und Götterfürchtigkeit gelten als Grundlagen des gesellschaftlichen Lebens. Nur kollidieren diese Tugenden nicht selten mit jugendlichen Trieben und Liebe. Im Ergebnis führte so manche, vom eigenen Hause nicht geduldete Sehnsucht und Hingabe zu einem melodramatischen Ende im See der Trauer. Diesen Namen erhielt der See bereits in frühen Tagen vom Volke und seinem Namen wird er bis heute gerecht. An den vielen kleinen, versteckten Buchten des Waldsees treffen sich seit frühester Zeit die Liebenden der Gegend und beenden auch hier ihre Liebe, indem sie gemeinsam aus Herzensnot ins Wasser gehen. Und immer wieder berichten Menschen von den Geistern der Verstorbenen, die sich hier zeigen, besonders häufig in der Zeit um das Fest der Toten im Schlafmond. Geister, die gefangen sind im Spiel der Liebe und Sehnsucht.


Das Monster im Pretokiner Wald

Seit Menschengedenken berichten Reisende immer wieder von einem Wesen mit funkensprühenden, rotglühenden Augen, glühendem Maul und Flämmchen, die über seinen Rücken tanzen. Sein Fauchen lässt Menschen erzittern und Pferde durchgehen. Tief im Pretokiner Wald bei Pretokin soll es leben und nur in den dunkelsten Stunden seine Höhle verlassen – wo immer diese auch liegt. Vor allem, wenn der Mond sein Licht verbirgt und die Straßen in Dunkelheit tauchen, dann sieht man es am häufigsten. Doch weder Kirche noch Rittermacht vermochten es bisher zur Strecken zu bringen. Es scheint immer zu wissen, wenn ihm Ungemach droht und so zieht es sich rechtzeitig in ein vor den Augen der Menschen verborgenes Versteck zurück. Was dieses Wesen aber von den meisten anderen schaurigen Wesenheiten unterscheidet, ist dass es sich bisher seltenst an Menschen vergriffen hat. So scheint es die Menschen eher zu meiden und aus seinem Wald vertreiben zu wollen. Und man kann es mit einem Opfer an bestimmten Punkten am Waldesrand gütlich stimmen. So tun es zumindest die Einheimischen und opfern ihm für eine sicheren Reise durch den Wald Obst, Leckereien oder hübsche Dinge.


Der Feenfelsen von Wöritz

In den weitläufigen Parkanlagen der Freiherren von Wöritz befindet sich ein gar merkwürdiger Bau. In eine von Menschenhand geschaffene Felslandschaft wurde ein einzelnes Zimmer gesetzt, das aussieht, als würde es seitlich aus dem Felsen erwachsen. Aus weißem Stein gebaut, befindet es sich etwa drei Schritt über dem Boden. Als dieses Zimmer und die Felslandschaft erschaffen wurden, war der Park noch nicht für Besucher freigegeben. Und doch machte entstanden schon bald Gerüchte um dieses Zimmer. Wen könnte es verwundern, bei einem solch gar merkwürdigen Bau, der Zugang zu einem weitläufigen Höhlensystem bietet. Auch hieß es, der damalige Freiherr von Wöritz würde Nacht um Nacht in diesem Zimmer verbringen, jedoch allein. Nach dem Tode des Freiherrn sah man ab und an eine weibliche Gestalt in diesem Zimmer, die mit wunderschöner, weicher Stimme ein trauriges Lied anstimmte und dann wieder verschwand, obwohl die Türen verschlossen blieben.


Legenden aus der Schwarzen Mark

Die Grafschaft Schwarze Mark war seit jeher ein Bollwerk gegen die Bedrohung aus dem Süden und ist es auch heute noch. Und erst unter den Druck zunehmender Angriffe durch Elsterthal, Finsterwalde und die Schwarzen Reiche des Südens, gelang die Vereinigung mit Hartenfels. Bis zum Ende des Großen Krieges wurde das damalige Carny Kraj als weitgehend autonomes Fürstentum noch lange von den Nachfahren der heidnischen Fürstinnen regiert. Erst als die späten Fürsten während des Bruderkrieges der abtrünnigen Linie der Hartenfelser Unterschlupf gewährten, wurden sie nach Ende des Krieges verurteilt und verbannt. Und obwohl die Fürstinnen von Carny Kraj schon früh den Zwei Götter Glauben propagierten, blieben doch bis heute noch viele alte Traditionen und Geschichten erhalten. Dazu gibt es in fast jedem zweiten Dorf zumindest eine kleine Burg mit dem dazugehörigen Edelleuten. Dies, in Kombination mit den vielen Abwehrkämpfen gegen die Dunklen Reiche des Südens, macht die heutige Schwarze Mark besonders reich an Geschichten und Legenden.


Der Nixstein bei Strelen

Der Nixstein soll das Tor sein zu einem wunderbaren unterirdischen Schloss, voll von Schätzen und Perlen. In hellen Sommernächten kommen die Nixen hervor und beteiligen sich als weißgekleidete Jungfrauen am Tanze im nahen Strelen. Kurz vor Mitternacht müssen sie in ihr feuchtes Element zurückkehren. Auch sieht man hier oft Wäsche zum Trocknen aufgehängt, die den Nixen gehört; es sitzt eine Person darauf, welche Schuhe flickt und verschwindet, wenn jemand zu dem Stein kommt. Zuweilen kommt von hier eine Frau in die Stadt, deren Kleider am Saum nass sind, das dann Waren einkauft und am Felsen wieder verschwindet. Eine Erzählung besagt außerdem, dass während der Regentschaft von Herzogin Viktoria II von Hartenfels. ein berittener Mann zu einer Hebamme in die Stadt kam und sie bat, mit ihm zu kommen, da eine Frau außerhalb der Stadt ihre Hilfe bräuchte. Als sie beide an den Felsen kamen, tat sich der Felsen auf und sie sind in ein reichverziertes Gemach getreten, worin eine kranke Frau lag. Nachdem die Hebamme der kranken Frau geholfen hatte, reichte der Mann ihr einen Beutel voller Goldstücke und bot der Frau an, soviel Geld zu nehmen, wie ihr beliebe. Diese aber nahm nur eines zum Dank. Als die Hebamme später das Goldstück ausgab, erschien ein neues in ihrer Tasche. Die Hebamme gründete zum später das Waisenhaus der Stadt, welches bis zum heutigen Tage besteht.


Der Limes

Eines der wohl bekanntesten Bauwerke in der Schwarzen Mark, ist der Limes. Über Generationen hinweg diente der Grenzwall als Schutzschild gegen die dunklen Mächte des Südens. Doch sollte der Wall den Gegner nie vollends aufhalten. Dazu war er zu schwächlich gebaut, der Gegner sollte hier nur frühzeitig erkannt und gemeldet werden, um die Stärke von Carny Kraj und später der Schwarzen Mark zu sammeln und gegen die Eindringlinge zu führen. Und mit diesem Wissen standen hier Generationen an Schwarzmärkern Monate und Jahre ihres Lebens Wache und blickten Tag um Tag und Nacht um Nacht über die Palisade und den Grenzfluss. Viele von ihnen berichten von leisen Flüsterstimmen, deren Worte kein menschliches Ohr je verstand. Sie berichten von geisterhaften Schemen, die in besonders dunklen Nächten auf dem Limes gesehen wurden. In den Erinnerungen gibt es auch immer wieder schaurige Begegnungen mit Wesen aus Dunkelheit, rings um die Ruinen der Magiertürme. Und doch endeten diese Begegnungen nie tödlich.


Das Seeungeheuer vom Horstsee

Der Horstsee an der Grenze zu Elsterthal und Drakara soll vor langer Zeit ein Ort der Verehrung der alten Götter gewesen sein. Wo sich dies genau befand, oder ob gar der ganze See ein Heiligtum war, ist nicht überliefert. Jedoch gibt es Berichte bis in die heutige Zeit hinein, wonach ein riesiges Wasserwesen im Horstsee leben soll. Ab und an soll es sogar schon einzelne Fischerboote zum Kentern gebracht haben. Viele beschreiben das Wesen als eine Mischung aus riesigem Fisch mit einem drachenähnlichen Rücken. Und manch einer munkelt, dass das sogenannte Ungeheuer vielleicht ein Wesen aus längst vergangenen Zeiten ist, dem die Menschen früher Opfer brachten, um es zu besänftigen. Die Schlafenden Krieger von Werenboldin Die Burg Wermelsdorff im gleichnamigen, heutigen Reichsrittergut, war zu heidnischen Zeiten eine der wichtigsten Burgen von Carny Kraj. Unter dem Namen Werenboldin soll sie der Hauptsitz einer verschworenen Gemeinschaft von Reiterkriegern gewesen sein, die sich allein dem Schutze der Reiche der Menschen und Elfen verschrieben hatten und sich keinem weltlichen Herrscher unterwerfen wollten. In den alten Legenden wird berichtet, dass sie über einen großen Schatz gewacht haben sollen, der jedoch nicht in Gold und Edelsteinen gemessen wurde, größer und wertvoller als jeder weltliche Schatz war. Und man sagt auch, die letzten der Reiterkrieger hätten sich unter der Burg, unter einem mächtigen Zauber zur Ruhe gelegt, um wiederzuerwachen, wenn die Not am größten ist und um dann wieder unter dem Banner ihres Herrn die Reiche der Menschen zu schützen.


Die Heidenhügel von Wurzburg

Südlich der Stadt befinden sich einige Hügel, auf denen in heidnischer Zeit altgläubige Rituale durchgeführt sein sollen. Immer wieder berichteten Menschen über die Jahrhunderte hinweg von Stimmen und manches Mal auch von Sichtungen eigenartiger Wesenheiten, die zwischen den Hügeln wandeln. Mal werden sie als klein, mal als größer als ein Mensch bezeichnet. Ein Mal sollen sie verzerrte Fratzen statt Gesichte tragen, andere berichten von elfengleichen, anmutigen Gesichtszügen. Was diese Hügel jedoch besonders macht, ist ihr noch aus alter Zeit stammender Name „Wunschhügel“. Denn eine Legende der Einheimischen berichtet, wer reinen Geistes in die Hügel gehe und hier ein Opfer an die alten Wesen bringe, dem werde sein dringlichster Wunsch erfüllt, solange dieser nicht selbstsüchtiger Natur ist und aus tiefstem, reinstem Herzen stamme.


Die Sackhupper von Dohlan

Ein Hartenfelser Herzog reiste einst zum Jagen gerne in das Dohlaner Heideland. Einige Söldlinge wollten ihm während der Jagd auflauern und ihn ermorden. Es war aber gerade die Zeit der Heidelbeeren und ein Dohlaner Junge, der durch die Heide spazierte, entdeckte die Krieger und belauschte sie. Als er aufbrach, dies dem Herzog zu melden, wurde er entdeckt und in einen Sack gesteckt. In der Nacht, als alle schliefen, machte er sich auf und hüpfte im verschlossenen Sack nach Dohlan, um den Herzog noch rechtzeitig zu warnen. Und es gelang ihm. Sie Söldlinge konnten dingfest gemacht werden und der Herzog war gerettet. Die Dohlaner feiern heute noch den Mut dieses Jungen, indem sie im Sommer auf dem Marktplatz ein großer Wettstreit im Sackhuppen austragen. Auch muss sich jeder Neubürger im Sackhuppen beweisen.


Metzenas Grab bei Ozech

Im Südlichsten Teil des Ozecher Waldes, unweit von Alt-Ozech, befindet sich das weithin bekannte Grab des Jagon von Metzena, dem letzten Knjez von Ozech. Dieser war ein äußerst charismatischer Anführer und brillanter Heerführer und wurde als Knjez von der Bevölkerung sehr verehrt. Trotz der offenkundigen Unterlegenheit, blieben er und seine Mannen dem Fürstenhaus von Carny Kraj bis zum Ende hin treu. Und so kam es, dass am Ende des Hartenfelser Ozech neben Strelen und Riezowe die letzte Bastion der Süd-Hartenfelser Herzogslinie war und Ozech von den überlegenen Heeren des Nordens einige Monate lang belagert wurde. Als Ozech schließlich von Hunger und Krankheit geplagt kapitulieren musste, war der Freiherr bereits schwer verwundet. Das eindringenden des Nordens plünderte und brandschatzte die Stadt und brachte in einem Blutrausch einen Großteil der Bewohner um. Die geschwächten Anführer des Nord-Hartenfelser Heeres konnten sie erst nach zwei Tagen des Brandschatzens stoppen. Und die damals größte Stadt in Hartenfels, erholte sich nie wieder von dieser Zerstörungsorgie. Als der Knjez seine Stadt brennen sah, stürzte er sich aus Kummer in sein Schwert. Die Verehrung des Knjez tat dies jedoch keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Seine Grablege wird bis heute von den Einwohnern der Stadt sorgsam gepflegt. Und viele schwören bis heute, dass der alte Jagon von Metzena in den inzwischen vergangenen Ruinen des alten Ozech umgehen soll und die Stadt vor Unheil schütze.

Legenden aus der Finsteren Mark

Die Mark Valckenberge war über Jahrhunderte hinweg Teil des Herzogtums Finsterwalde und wurde erst im Großen Friedensschluss des Herzogtum Hartenfels zugeschlagen. Bis heute sind die Valckenberge sehr ländlich geprägt und vergleichsweise dünn besiedelt, trotz der vielen Vertriebene aus der ehemaligen Leuenmark, die sich hier nach dem Großen Krieg niederließen und das Land fruchtbar machten. Die Menschen der Gegend sind stark durch die Schwarze Elsta geprägt worden. Fast alle Städte ziehen sich an diesem blauen Band entlang. Das Land zwischen den Flüssen ist dafür durchzogen von dunklen Wäldern und weiten Feldern. Zahlreiche Geschichten und Sagen berichten von Trollen, Nixen, Wassermännern, Heidgeistern, Kobolden bzw. sogenannten Kobliks, die hier bis heute ihr Unwesen treiben sollen. Immer wieder gibt es Berichte von Sichtungen merkwürdiger Wesen, die mit den Menschen Schabernak treiben, ihnen Böses tun oder ihnen gar Geschenke machen. Aus diesem Grund blicken viele Westelbier gern spöttisch auf die Valckenberger hinab, da sie deren Verwurzelung in den alten Traditionen nicht nachvollziehen können.


Die Swinitz

Einer der beeindruckendsten, sagenumwobenen Orte im Herzogtum ist sicherlich die Swinitz. In einem Waldgebiet von etwa 3 mal 5 Meilen befinden sich mit den weit über 1.000 Grabhügel, die wahrscheinlich größte Hinterlassenschaft aus der Zeit vor den zwei Göttern. Im westlichen Teil messen die Grabhügel bis zu 40 Schritt im Durchmesser, im östlichen Teil sind sie wesentlich kleiner. Einige der Hügel wurden nach dem Anschluss der Valckenberge durch eine Kommission unter Leitung der Academia Magica Meridiana und der Alma Mater geöffnet. Zutage traten jedoch keine Schätze, sondern Steine, Steine, Knochen und einige Gegenstände, die man den Toten wohl mit ins Grab gelegt hat. Im Anschluss an die Grabungsarbeiten kam es jedoch zu merkwürdigen Todesfällen, bis am Ende 12 Menschen unter merkwürdigen Umständen in Lyxaarks Reich eintraten. Auf manchen der Hügel und inmitten ihrer, finden sich jedoch auch Reste von grobem Mauerwerk und auf mancher der Hügel sogar kleine Pyramiden aus Stein. Was dies hier früher einmal war, vermag niemand mit Sicherheit zu sagen. Aber dass dieser Ort die Gemüter der Menschen anregt, versteht sich wohl von selbst. So wird in den Tavernen der umliegenden Orte immer wieder von heidnischen Bräuchen gemunkelt, die hier im Licht des Mondes durchgeführt werden. Auch von Anrufungen und Opfergaben für Wesenheiten, die so alt wie die Welt selbst sein sollen, ist ab und an die Rede. Natürlich sind die meisten dieser Geschichten bestenfalls dafür geeignet und wahrscheinlich auch mit diesem Zweck in die Welt gesetzt worden, dem leichtgläubigen Reisenden mutlos werden zu lassen. Nichtsdestotrotz ersucht der Primas von Hartenfels regelmäßig das Herzogshaus und das Grafenhaus der Valckenberge, das Gebiet für Menschen zu sperren. Bisher erfolglos. Andere Geschichten ranken sich um Menschen, die dieses Gebiet arglos durchwanderten und es stark gealtert wieder verließen. Manch ein Wanderer soll hier sogar schon das Abbild eines seiner Vorfahren wiedergesehen haben.


Der Heidensee von Milburgum

Als die ersten braven Priester das Wort der wahren Götter verbreiten wollten, machten sich auch zwei von Ihnen, Aslargus und Lyxfried, auf den Weg zu einer gotteslästerlichen Insel, im nordöstlich des heutigen Milburgum gelegenen Heidensees. Dort lag damals eines der Heiligtümer des alten Glaubens. Sie setzten mit ihrer Eskorte auf zwei Booten über, doch sie sollten ihr Ziel nie erreichen. Denn als sie jedoch etwa die halbe Fahrt hinter sich gebracht hatten, wurden sie von schönen, jungen Frauen mit barem Oberkörper aus den Boten in die Tiefen des Sees hinab gezogen. Man sah sie nie wieder. Und bis heute berichten immer wieder einmal Fischer von schönen Frauen im Wasser, die sie mit dunklen Einflüsterungen oder Versprechungen locken.


Die Rache der alten Götter

Der Name der Stadt Ubegov bedeutet in der alten Sprache in etwa „Ort, zu dem man flüchten kann“. Und er war auch perfekt für den Bau einer Burg geeignet. Nur wenige Meilen südlich der Swinitz an einer alten Handelsstraße gen Osten gelegen, wurde er dazu noch von alten Armen der Schwarzen Elster umrahmt. Und so baute der heidnische Fürst dort eine mächtige Burg und um die Burg herum siedelten sich Menschen an, die ihren Fürsten tief verehrten. Und schon bald wurde aus der Siedlung eine Stadt, nicht weniger mächtig als ihre Burg. Und da er die alten, falschen Götter tief verehrte, baute er ihnen eine eigene Burg – genau gegenüber der seinen. Der Reichtum der Stadt und ihres Fürsten stieg über die Jahre hinweg und mit ihm auch die Macht. Und zum Reichtum und der Macht, kam der Prunk und zum Prunk die Überheblichkeit. Einige Generationen später, kam es zum Zwist zwischen dem Fürsten und seinen Priestern, die ihn immer wieder zur Mäßigung aufriefen. Doch der Fürst wollte nicht auf sie hören, verwies die Priester der Stadt und macht aus der Tempelburg eine zweite weltliche Burg. Doch die Priester gaben nicht auf, unbedingt wollten sie die Stadt wieder unter den Bann der alten Götter zwingen. Und so ersannen sie finstere Rache. Sie forderten den blutrünstigen Zorn der alten Götter heraus und lenkten diese auf die mächtige Burg des Fürsten. Die Burg wurde zerstört und der Fürst von hinabfallenden Steinbrocken erschlagen. Auch die Stadt selbst wurde Opfer dieser Wut und verlor sämtlichen Glanz und Prunk. Bis heute ist sie nie wieder zu alter Blüte erwachsen. Und ebenfalls bis heute, kann man die Reste der alten Mauern in der Burg und dem umliegenden Garten bestaunen.


Der Große Sauwedel

Es war einmal vor langer Zeit, da lebte eine große Trollfamilie im Sauwedel, einem Sumpfgebiet nördlich der Stadt Wartbrügg. Das friedliche Zusammenleben dort wurde jäh gestört, als nahe dem Sumpf die Brücke geschlagen wurde und Menschen eine Burg und den Zweigötter-Tempel errichteten. Seit jener Zeit siedelten sich mehr und mehr Menschen hier an und die Trollfamilie war diesen nicht geheuer. So kam es, dass sich die Menschen zusammenschlossen um die Trolle für immer aus den Sümpfen zu vertreiben. Bis dahin, hatten die Trolle keinem Menschen ein Leid zugefügt. Doch für die Menschen zählte nur ihr grausamer Ruf und ihr schreckliches Aussehen. Und so waren die Trolle für die Menschen böse und verachtenswerte Kreaturen. Durch eine List, gelang es den Dorfbewohnern, die Trolle zu besiegen. Nur ein Troll, der Große Sauwedel, konnte sich aus den Fängen der Menschen befreien. Er hatte den Mut, in den Sumpf zurückzukehren und schwor Rache. Sein Zorn war unbändig und so verschwor er sich mit einigen anderen alten Wesenheiten und zusammen nahmen sie den Menschen von Wartbrügg den größten aller Schätze: Die Fähigkeit glücklich zu sein. Lange noch lebte der Große Sauwedel an diesem Ort und bewachte tagein und tagaus seinen Schatz. Doch jenen, die sich bis in die Sümpfe trauten, um sich ihm zu stellen, denen gab einen Teil seines Schatzes ab. Diese Geschichte erzählt man sich noch immer unter den Wartbrüggern. Allerdings hat seit dem Großen Krieg niemand mehr den Troll zu Gesicht bekommen und es gibt Erzählungen, nach denen während der Feldzüge auch einige Trolle in dieser Gegend erschlagen wurden.


Die Rosen von Vorlind

Während des Orkaufstands von 257 – 259 wurde die kleine Stadt von marodierenden Orkhorden geplündert und zerstört. Trotz des beherzten Eingreifens des Grafen der Valckenberge, der sich zum Zeitpunkt des Überfalls mit einigen schlachterfahrenen Rittern in der in der Stadt aufhielt, konnte die nur spärlich befestigte Stadt nicht gegen die Übermacht gehalten werden. Die Orks stürmten die Stadt und was auch immer sie hier suchten, sie fanden es nicht und ließen ihrer Wut freie Bahn. Erst ein eilig herbeigeeiltes Aufgebot konnte dem Treiben ein Ende setzen und einige wenige Bürger der Stadt aus verborgenen Kellern befreit werden. Die Bewohner flohen und kamen nie wieder. Und so liegt die Stadt bis heute in Ruinen. Doch wer jetzt eine Geschichte von klagenden Geistern erwartet, irrt. Denn an den Resten der Westmauer, in der Nähe eines der Wachtürme, wachsen seit einigen Jahren Kletterrosen und haben inzwischen den großen Teil der Turmruine überwuchert. Der Duft ihrer Blüten erfüllt die Luft rings um den Rosenturm vom späten Frühling an, bis in den späten Herbst hinein. Und selbst harte Winter oder trockene Sommer scheinen ihnen nichts anhaben zu können. Und dies macht den Rosenturm zu einem sehr besonderen Ort, der sich in den Herzen des Volkes seinen festen Platz erobert hat. Die Leute sagen, dass die Rose aus reinster Liebe und Hingabe gepflanzt wurde, jenen zum Dank, die bei der verzweifelten Verteidigung der Stadt gefallen sind. Und aus tiefster, ehrlicher Hingabe wurden sie die ersten Jahre hinweg gepflegt, wieder und wieder gegossen mit dem Wasser des nahen Baches, bis sie zu den Schönheiten erblühten, die sie heute sind. „Möge unsere Liebe weiter erblühen und so standhaft und widerstandsfähig werden, wie die Rosen von Vorlind.“ So lautet ein gängiger Liebesschwur im Hartenfelser Volke, der inzwischen nicht selten auch unter den Rosen gesprochen wird. Und so gilt vereint dieser Ort Trauer und Liebe, Verzweiflung und Hoffnung.

Schlusswort

Welch Legende aus unserem schönen Hartenfels könnt besser geeignet sein, um dies Werk zu beenden, als jene, die uns immer wieder vor Augen führen sollte, was Hartenfels ausmacht: Die Verneigung vor der Vergangenheit und die größte Bereitschaft, das Beste und Schönste aus dem zu Formen, was die Götter uns geben. Heil Dir Hartenfels, mögen die Götter Dich weiterhin mit so viel Schönheit segnen und mögen Deine Bewohner niemals ihre Hartenfelser Tugenden verlieren.

Adalbert zur Lohe, 262 nF