Der Rabe 269 Hartenfelssonderausgabe

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Der Rabe


Jahr 269
Titel Hartenfelssonderausgabe










Der Rabe, erschienen am 5.Argyr im Nebelmond 269nF

In diesem Raben geht es auf den ersten Seiten ganz um das schöne Herzogtunm Hartenfels.

Priester angegriffen

Im Süden der Schwarzen Mark wurde ein wan-dernder Zweigötter-Priester tätlich angegriffen. Dieser traf auf seinem Weg gen Süden auf die Dorf-gemeinschaft des kleinen Weilers Malkewitz, die gerade dabei war, eine heidnische Zeremonie zum Geisterfest zu begehen. In seinem Eifer für Argyr und Lyxaark versuchte der Priester die Bauern von ihrem Tun abzuhalten und sie auf den rechten Pfad des Glaubens zurückzuführen. Daher ging er die offensichtliche Anführerin dieser heidnischen Zere-monie hart an und forderte sie auf, von ihrem Frevel abzulassen. Nachdem diese jedoch keine Anstalten machte, die Zeremonie zu unterbrechen, versuchte der Priester den Platz im Namen der Zwei Götter zu segnen, ebenso wie die Opfergaben. Daraufhin wurde der arme Priester vom aufge-brachten Dorfpöbel aus dem Dorf geprügelt. Nur das beherzte Einschreiten des Dorfschulzen verhinderte vermutlich schwere Verletzungen. In einer Reaktion forderte der Primas von Harten-fels und Vorsteher des Kronenklosters zu Torgowe, Baldwin von Lossathal, harte Strafen für alle beteiligten Dörfler. Solch ein infamer Angriff durch Heiden dürfe nicht folgenlos bleiben. Vielmehr müssten diese mit der vollen Macht der Kirche bestraft werden! Graf Milan von der Schwarzen Mark sieht das Vorkommnis jedoch als erle- digt an. Der Priester habe seinerseits zuerst einen (wenn auch heidnischen) Götterdienst in vollem Bewusstsein unterbrochen und sei damit selbst für die Folgen verantwortlich. Mit seiner zornigen Rede meldete sich der Vorsteher des Kronenklosters nach fast zwölfwöchigem Zu-rückziehen aus der Öffentlichkeit gewohnt kritisch zurück. Damit zerstreute er die zuletzt auch im-mer lauter werdenden Gerüchte über einen baldigen Wechsel an der Spitze der Zweigötterkirche im Herzogtum Hartenfels. Der inzwischen 85jährige, zeitlebens zölibatär lebende Primas war schon immer für eine sehr strenge Auslegung der Heiligen Schriften und seine unablässigen Reden zur ver-kommenen Moral der Bevölkerung sowie auch des Adels bekannt.

Die Welt ging unter

In Annaburg - mal wieder Vor zwei Nächten wurden die schlafenden Bürger von Annaburg durch lautes Wummern geweckt und verfielen nach einem Blick nach draußen in Panik. Denn Flammen züngelten am Horizont und färbten die Nacht in schreckliches Grün, Blau und Rot. Einige Augenblicke später ergoss sich dazu auch noch ein dicker giftgrüner Nebel in die Stadt. Erst nur einige Fingerbreit am Boden, stieg er schon bald sehr viel höher und überragte binnen einer halben Stunde selbst die höchsten Dächer der Stadt. Die Annaburger rannten in ihrer Panik in die Tempel und begannen um ihre Seelen zu beten, in der festen Annahme, die Welt ginge unter. In der Folge errichteten einige Bürger alsbald sogar Schei-terhaufen, auf denen sie ihren weltlichen Besitz verbrannten. Die herbeigeeilte Stadtwache vermochte es nicht, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Auch die Besatzung der Festung konnte die Bewohner nicht von ihrem Tun abbringen. Erste Rufe nach Karolus Stiefel - dem Propheten des Untergangs, begannen die Runde zu machen. Eine Familie zündete gar ihr Haus an. Ein Über-greifen der Flammen auf die benachbarten Häuser konnte durch die Stadtwache und die ebenfalls hinzugerufene Festungswache zum Glück verhindert werden. Erst mit dem Anbruch des Tages, als das Feuer gelöscht war und auch der dichte Nebel durch die Magier der Festung aus der Stadt getrieben wurde, beruhigte sich die Situation. Ausgelöst wurde das Feuer vermutlich durch einen betrunkenen Nachtwächter der Alchemistischen Manufaktur Annaburg, der mit seiner Laterne auf einem mit Feuerwerk beladenen Karren eingeschla-fen war. Das Feuerwerk traf auch ein Lager mit Ingredienzien, das den Nebel verursachte. Am Ende des Tages bleibt eine in großen Teilen niedergebrannte Alchemistische Manufaktur, zwei niedergebrannte Bürgerhäuser, unzählige verbrann-te Kleider und Bücher sowie mehrere größere Klum-pen geschmolzener Schmuck. Und eine weitere Generation der Annaburger kann sich ein eigenes Weltuntergangserlebnis in die Annalen der Stadt schreiben.

HARTENFELSER KAUFLEUTE IN NEURABEN

Die bekannte Wurzburger Müllerfamilie Krietz hat den Bau einer Manufaktur für Schiffszwieback und Dauerbrot in Cahrstett bekannt gegeben. Nach den Verhandlungen mit dem Stadtrat, wird Hanzo Krietz die Manufaktur führen und sich im Stadtrat für die weitere, positive Entwicklung der Stadt enga-gieren. Ob die Cahrstetter Mühlen eine ähnliche Stadt-dominierende Größe erreichen werden, wie in Wurz-burg, bleibt abzuwarten. Auch die Handelsgesellschaft Süd-Elbe (HanSE) und die Großer Petczer Handelsgesellschaft (GPH) planen die Errichtung eines Handelshofes, um von Cahrstett aus in den Fernhandel einzutreten. Bernburger und Hartenfelser Bürger mit Interesse an einem Beitritt zur HanSE oder zur GPH, können dies in den Außenstellen des Herzoglich Hartenfelser Herolds- und Commerzienamtes tun.

Tiere in der Elbe identifiziert

Die Herzogliche Akademie der Wissenschaften zu Annaburg identifizierte die im Sommer in größeren Mengen gesichteten Tiere in der Elbe als unbekannte Quallenart. Im Sommer hatten die Tiere für Verwunderung und Besorgnis in der Bevölkerung gesorgt, als diese in größeren Mengen in den Gewässern der Elbe gesichtet wurden. Die Akademie beruhigte, dass diese vermutlich durch Handelsschiffe aus den südlichen Meeren eingeschleppt wurden und sich nur aufgrund des sehr heißen Sommers ausgebreitet hätten. Schon mit dem Einbruch der zweiten, deutlich kühleren Sommerhälfte war ein drastischer Rückgang bei den Quallen zu beobachten, im Herbst gab es keine Berichte über Sichtungen mehr. Sollte die Elbe im nächsten Jahr wieder so warm werden, könnte es jedoch zu einer Rückkehr der Quallen kommen. Die Tiere sind jedoch ungiftig, werden etwa so groß wie ein Kupferstück und stellen daher keinerlei Gefahr dar. Laut Berich-ten waren jedoch am Wasser spielende Kinder sehr glücklich, diese als Wurfgeschosse und für „Ekelangriffe“ nutzen zu können und hoffen auf eine Rückkehr im nächsten Jahr.

Erneut heidnisches Treiben in der Swinitz

In der Swinitz sind erneut während des Geisterfestes heidnische Rituale beobachtet worden, an dem sich teilweise mehrere Dutzend Menschen beteiligt hätten. Laut Aussage der Zweigötter-Kirche wurden außerdem bedrohlich wirkende und düster gekleidete, widernatürliche Wesenheiten mit scharfen Klauen, langen und spitzen Reißzähnen sowie pechschwar-zen Augen gesichtet. „Diese Feen verstünden es nur zu gut, die Menschen zu verführen!“, sagte Baldwin von Lossathal, Primas von Hartenfels. Im Rahmen seiner ersten Andacht nach dem selbstgewählten Exil forderte er alle rechtschaffenden Gläubigen dazu auf, die Swinitz zu meiden. Auch forderte er Gräfin Henriette von Valckenberge und Herzog Friedrich Franziskus von Hartenfels dazu auf, die Swinitz endlich zu einem verbotenen Gebiet zu erklären. Bisher waren ähnliche Forderungen jedoch auf taube Ohren gestoßen. Vom Grafenhaus munkelt man zudem schon lange, dass es dem heidnischen Treiben nicht abgeneigt sei und diesem sogar ab und an selbst beiwohne.

Adlerfest in Angrimm

Der Großkomtur des Ordens von Schwert und Rose zu Hartenfels ließ verkünden, dass das Adlerfest im nächsten Jahr erstmalig nicht in Torgowe oder Hartenfels stattfinden soll. Stattdessen werden die Gäste im Saatmond vor die Tore der Stadt Angrimm geladen. Wie in jedem Jahr wird das Turnier in den Disziplinen Schwert & Schild, Hiebwaffe & Schild, Langschwert, Tjost, Buhurt, Zweihändige Waffen, Bogen und Minnesang ausgetragen. Den Höhepunkt bildet im nächsten Jahr die historische Nachstellung der Schlacht um Lochawe während der Regentschaft der Heiligen Königin Anna der Hartenfelserin. Die aus der Familie der Hartzberger Regenten stammende Königin regier-te das Reich nach dem frühen Tod ihres Mann König Hartmann dem Mittleren, im Namen ihres Sohnes Hartmann dem Jüngeren. Unter Ihrer Regentschaft wurde die Mark Lochawe (die heutige Mark Annaburg) für das Reich gewonnen. Außerdem stiftete sie die Klöster in Lochawe, Pretim und Weißberg. Die Rolle der Heiligen Königin wird Prinzessin Anastasia Sophia von Hartenfels übernehmen. Als Ehrengäste wird die Herzogliche Familie zugegen sein sowie Graf Milan von der Schwarzen Mark, Graf Markus von Kemergard und Gräfin Henriette von Valckenberge.

Wartbrügg vor dem aus?

Die seit dem Sommer ausgetrocknete Schwarze Elster stürzt die kleine Stadt Wartbrügg in eine nachhaltige, existenzielle Krise. Bisher waren Reisende auf die einzige Brücke der Umge-bung angewiesen, der die Stadt auch ihren Namen verdankt. Nun aber kann man leicht den Brückenzoll sparen und den Grenzfluss zwischen Hartenfels und Fynsterwalde an inzwi-schen vielen Stellen trockenen Fußes leicht überwinden. Aber nicht nur mit dem Ausfall der Brückensteuer verliert die Stadt eine wichtige Einnahmequelle, auch die Tavernen und Händler leiden unter dem Ausbleiben der Kundschaft. Einige der Bürger tragen sich offen mit dem Gedanken des Wegzugs, sollte die Elster nicht bald wieder Wasser führen und der Stadt damit wieder einen Sinn geben. Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass die Schwarze Elster auch schon im letzten Sommer ausgetrocknet war. Auch Freiherr Ulrik von der Warte äußerte seine Sorgen und bat Gräfin Henriette von Valckenberge sowie das Hartenfelser Herzogshaus um Unterstützung. Da der Wassermangel aber nicht nur die Valckenberge betrifft, trafen sich die Herzöge von Hartenfels und Fynsterwalde in einer gemeinsamen Sitzung der Kronräte und beschlossen diesen Missstand nachhaltig zu beseitigen. „Es dürfe nicht noch einmal zu einem solchen Versagen der Natur kommen!“, heißt es in einer Erklärung. „Die Schwarze Elster sei nicht nur ein wichtiger Wasserspender für die Bauern der Valcken-berge und Fynsterwaldes, sondern auch Handelsweg und Zufluss für die Grenzgräben des Südens.“ Mit der Lösungssuche wurde eine gemeinsame Kommission der Herzoglichen Akademie der Wissenschaften zu Torgowe und der Academia Magica Meridiana beauftragt.

ADLERGARDIST GETÖTET

Bei dem Besuch der Herzogin Augusta Viktoria von Hartenfels am Elsterthaler Hof wurde ein Mitglied der herzoglichen Leibwache tödlich verwundet, als sein Pferd durchging und den Adlergardisten dabei abwarf. Unglücklicherweise blieb er beim Sturz im Steigbügel hängen und wurde so von seinem Pferd zu Tode geschliffen.


SACKHUPPER BELÄSTIGEN FÜRSTEN

Wer schon einmal während eines Feiertages in Dohlan weilte, konnte sicher schon einen Eindruck von der Begeisterung der Einheimischen für das Sackhuppen gewinnen. Seit ein Knabe von Banditen in einen Sack gebunden wurde und mit diesem zurück in die Stadt huppte, um Herzog Hartmut den Prächtigen vor einem Überfall durch die Banditen zu warnen, ist die Stadt für seine Sackhupper-Tradition so bekannt, wie Torgowe für seine weißen Straßen. Leider treibt die Begeisterung der Bevöl-kerung für diese Tradition aber manches Mal besondere Blüten. So berichtete ein Diener eines lieber anonym bleibenden Mitglieds der höheren Rabensteiner Aristokratie, sein Herr und dessen Gefolge wären von übergeschnappten Dohlaner Gesellen zum Sackhuppen genötigt wor-den, bevor ihnen die Weiterreise gewährt wurde. Die Meute hätte auch einen jeden Versuch die Stadtwachen herbeizurufen, gekonnt vereitelt. So blieb dem Aristokraten und seinem Gefolge nur, sich in Säcke schnüren zu lassen und auf dem Marktplatz zu huppen.

HOCHZEIT DES ERBGRAFEN VON KEMERGARD

Der gräfliche Hof zu Kemergard gab die Verlobung des Erbgrafen Felix von Kemergard mit Samira von Falckensteyn, der Tochter des Edlen Frederick von Falckensteyn zu Angrem bekannt. Die Vermählung des Paares findet am 13. Argyr des Saatmondes 270 zu Angrem in der Hartzberger Freimark Selkthal statt.

STÄDTE WERBEN UM GÄSTE ZUR SOMMERFRISCHE

Das Herzoglich Hartenfelser Herolds- und Commerzienamt wirbt in einer großen Aktion mit Stadtschreiern für die Sommerfrische in Diben und Schmedeberg. So sollten Sommerfrischler sich nicht auf den unsicheren Weg an die fernen, von Goblins und Wildmenschen bedrohten Gesta-den von Cahrstett machen, sondern lieber zur Sommerfri-sche in die Dibener Heide reisen. Bei erholsamen Wande-rungen durch die Heide, einem heilenden Moor- oder Mineralbad und einem Glas Moorbrand würden selbst gestresste Großstädter von den Sorgen des Alltags befreit. Die Stadtschreier sollen unter anderem in Bârlinum, Lipisa, Collonia, Riezowe, Freifurt, Chosebuz, Hallenstadt und Fyrstenwold werben.

WÖRITZ-NISCHWITTER FEHDE GEHT IN NEUE RUNDE

Die Bauhandwerker des Kemerlands dürften sich bei dieser Nachricht vor Freude in den Armen liegen. Denn die seit nun schon über 100 Jahren währende Fehde zwischen den Freiherren von Wöritz und Belborg-Nischwitt um die prunkvolleren Parkanlagen geht in eine neue Runde. Freiherrin Tita Swanhild von Belborg-Nischwitt forderte Freiherrn Gregor von Wöritz zu einem Duell um die schönste Grotte her-aus. Da es erfahrungsgemäß nicht bei einer beliebigen Grotte bleiben und der Unterlegene wohl auch eine Revange verlangen wird, können wir uns bereits jetzt auf neue Höhepunkte in den auch für die Öffentlich-keit zugänglichen Parkanlagen von Wöritz und Nischwitt freuen.

Kopfgeld auf Massenmörder erhöht

Unabhängige Untersuchungen haben ergeben, dass die Ausübung von Magie für den Erdrutsch verantwortlich war, der den Ablauf des Flusses Selke verstopfte und so die Bewohner der im Tal gelegenen Stadt Hazacanrod elendig ersaufen ließ. In einer ersten Reaktion erhöhte das Herzogtum Hartenfels die ausgelobte Belohnung für Hinwei-se, die zur Ergreifung des Massenmörders von Hazacanrod führen, auf 100 Goldstücke. Parallel sucht auch der Königshof nach dem oder den Mördern. So beauftragte der König die Ritterschaft des Vorlandes, auch genannt die Klingen, mit der Suche nach mächtigen Hexen, Magiern und Druiden. In den Fluten ertranken neben den Männern, Frauen und Kindern der Stadt auch die Teilnehmer der Verhandlungen zur Zukunft der Hartzberge, die vielfach aus den hohen Häusern der Herzogtü-mer Bernburg, Elsterthal und Hartenfels stammten. Damit wurden die Friedensbemühungen, für die von einem grausamen Bürgerkrieg geplagte Grafschaft, um Jahre zurückgeworfen. Der oder die Täter sind trotz intensiver Fahn-dung bis heute flüchtig.

Verbindung zum Drachenmeer entdeckt

Im Tinrarrischen Meer tut sich etwas. Nachdem wir im letzten Jahr noch von der ausgelobten Belohnung für die Entdeckung eines schiff-baren Seeweges vom Tinarrischen Meer in das Drachenmeer berichtet haben, gilt diese nunmehr als entdeckt. Erste Schiffe haben bereits den Weg in das Meer gefunden, nicht zuletzt auch bis in den Rabensteiner Hafen Cahrstett. Über die Umstände der Entdeckung haben wir in der letzten Ausgabe bereits ausführlich berichtet. Was die Entdeckung für die zukünftige Entwicklung Neurabens und seiner Hauptstadt Cahrstett bedeutet, darüber sprach Rambert von Cranekow mit Hendrik von Graufels, Ritter Rabensteins und Stadt-rat von Cahrstett.

Herr von Graufels, wie wird sich Eurer Erwartung nach die Entdeckung des Meereszugangs auf die Stadt auswirken?

Über diese Auswirkung oder Existenz kann man nur Mutmaßungen anstellen. Jeder der mich kennt weiss, daß ich mich ungern in solche Gespinste hülle. Und ich bin auch kein Stadtrat. Ich wache über diese einzige kleine Stadt in Neuraben und stehe im direkten Austausch mit den Würdenträgern. Ja, es kamen Schiffe an, die exotische Waren an Bord hat. Wer aber sagt mir, dass es nicht der berüchtigte, verbo-tene Seeweg über die Torog’Nai ist, der da genutzt wurde? Bis ein sicherer Zugang ins Drachenmeer etabliert ist, werden sicherlich noch Jahre vergehen.

Da habt ihr vermutlich Recht. Und über allem schwebt das Damokles-Schwert des Torog’Nai-Kanals. Muss und kann sich Neu-Raben gegen diese latente Bedrohung wapp-nen?

Wir werden uns wappnen und an der Verteidigung weiterbauen. Aber nach der Flutwelle, die weitere Flüchtlinge heranspülte, da sollten erstmal alle ein Dach über den Kopf bekommen, bevor wir vielleicht an Hafenmauern und Festungen denken.

Die Berichte über die Flutwelle haben uns alle erschüt-tert. Was wird nun aus den Flüchtlingen, die durch die Flutkatastrophe obdachlos geworden sind und größten-teils auch all ihre Habe verloren haben?

Den Winter über werden sie hier bei uns eine Bleibe haben. Danach werden die meisten ihre Dörfer mit unserer Hilfe wieder aufbauen. Ich habe sie unter meinen persönlichen Schutz gestellt und der zugige Turm mit seinem frisch eingeweihten Haupthaus wird derzeit von vielen Armen bewohnt. Die Bewohner Cahrstetts sind ein fabelhaftes Volk, wir rücken hier alle näher zusammen und teilen, was wir haben.

Da wir gerade beim Thema Aufbau sind: Gedenkt Ihr, gezielt Handwerker und Kaufleute für Cahrstett zu wer-ben?

Ja, das tun wir bereits, also Kaufleute kommen meist von selbst, aber Handwerker werden gerade auch im Flottenbau gebraucht und bereits von den Südfestern aus Siebenhafen ausgebildet. Wir werben weiter - wer dies liest und wem der Schuh drückt, ich möchte nicht sagen, dass es hier leicht ist derzeit, aber wer sein Glück in die eigene Hand nehmen möchte, dem kommen hier freundliche Steuersätze, Vergünsti-gungen und frische Seeluft entgegen.

Das klingt ja verlockend. Und in der einzigen Hafen-stadt Rabenstein bieten sich den Bewohnern und Händ-lern sicherlich Möglichkeiten, die sie in den Stammlan-den nie hätten. Denkt Ihr, die Stadt könnte sich zu einer Handelsmetropole ähnlich Lipisa entwickeln?

Lipisa ist eine großartige Stadt, manche sagen, die schönste Perle Rabensteins. Die Entwicklung einer Hafenstadt ist sicherlich sehr viel schwieriger und uns bedrohen viele Rückschläge. Jedoch werden wir es immer schwer haben, denn Tinarr von den Clanslanden im Süd-osten und das stedingsche Bronnwynshafen im Nordwesten liegen viel besser und werden als gewachsene große Städte uns im Wachstum behindern können.

Stedingen ist noch lange nicht so sicher, wie es für den Überseehandel gut wäre. Ein Punkt, der dafür spricht lieber das kleine Cahrstett als Hafen zu wählen. Außer-dem zeigen bereits schon jetzt auch andere große Reiche Interesse an der Stadt. So gibt es bereits jetzt eine Akro-ner Werft und eine Rabensteiner Werft. Könnte dies der Beginn einer weiter vertieften Zusammenarbeit, gerade im Tinarischen Meer werden?

Bisher gibt es eine Werft, die von den Südfestern unter der edlen Frau Tiade von Schwansee für den Bau unserer Flotte geführt wird. Um Engpässe zu vermeiden und wir uns nicht selbst Rohstoffe streitig machen, werden alle Aufträge hier abgewickelt. Einer weiteren Zu-sammenarbeit an sich sollte aber nichts im Wege stehen.

Kommen wir zu den schwierigeren Punkten. Es gibt Ge-rüchte über Piraten unter den Einheimischen. Könnt Ihr diese bestätigen? Und wie plant Ihr die Stadt und die Rabensteiner Handelsschiffe gegen Piraten zu schützen?

Ich erlaube mir, die weisen Worte unsere Königs zu zitieren: Wir brauchen eine Flotte! 
Ein jedes Meer hat wie ein Wald auch seine Räuber. Hier heißen sie eben Piraten. In Rabenstein sorgt der Adel für Frieden, warum dann nicht auch hier? Vielleicht wird es Seeritter geben, die das stolze Banner, das Seepferd von Cahrstett hissen und Piraten jagen. Das bringt ebenso Ehre wie auf dem Turnierplatz, bei Hofe oder in der Schlacht.

Außerdem gibt es in Neuraben auch noch Wildmenschen und Goblins. Manch einer spricht schon von einer Goblinplage. Könnten diese Händler davon abhalten, hier sesshaft zu werden?

So lange wir hier dagegen angehen, werden Händler kommen und gehen. Die mutigsten werden sesshaft und bauen mit uns ein Stück Zukunft.

Mal ganz konkret: Wie gedenkt Ihr, dieser Plagen Herr zu werden?

Mit Kultur und Handel. Gutes Rabensteiner Bier oder Wein sind hier unbekannt. Das gilt es zu ändern. Und wo das nicht hilft, werden wir Verteidigungstürme errichten und so die Zweigötter uns gnädig sind und hier auch mal mehr Einnahmen reinkommen als Ausgaben wegfließen, berittene Patrouillen ausrüsten. Wie die Grenzreiter bei uns daheim in Rabenstein.

Da wir gerade bei Bier und Wein sind. Hafenstädte haben ein mehr oder weniger berühmtes oder berüchtigtes Amü-sierviertel. Wird es in Cahrstett auch solch ein Viertel geben? Und wie wird es sich auf die Moral der Bevölke-rung auswirken?

Es wird ein solches Viertel geben. Seeleute, so wurde mir versichert, brauchen so etwas. Damit Sitte und Anstand gewahrt bleiben, wird das Viertel durch einen Kanal vom Rest abgetrennt und man kann das Viertel nur über zwei Brücken erreichen. Aber das ist noch alles in der Planung.

Wie stehen die Einheimischen zu dem bevorstehenden Wachstum der Stadt, speziell jene, die schon seit Genera-tionen hier leben?

Die Einheimischen in der Stadt und drumherum, finden das Wachstum gut - ja, alle profitieren davon und niemand wird ausge-schlossen. Es gab auch schon Gesandtschaften der Pomesianer oder Pomerier hier. Ob es sich dabei um Stammesnamen oder sie sich als Gesandte dieses Landes betrachten, ist unklar. Die unterschiedlichen Stämme mit ihren Häuptlingen betrachten uns mit gemischten Gefüh-len. Sicherlich wird unser Wirken hier zum Guten gereichen und unsere Kultur wird weitergegeben werden. Es sind bereits Schulen geplant und ich stifte am Krähentag ein Gelände im Süden der Stadt für ein Wehrkloster zum Wohle unseres Seelenheils.

Das ist sehr nobel von Euch, Herr von Graufels. Wie wird das Kloster heißen und wird es sich einfügen in den Reigen der bisher 14 Hauptklöster der Stammlande?

Nun, mein Hauptkloster ist Lanye in Raben. An den hochwürdigen Vater Jamin von Niemeck habe ich einen Boten mit Vor-schlägen geschickt. Ein Kloster der heiligen Fendjar wäre schön, sie vereinen Kampfeskraft und Braukunst. Die Irmenier sind sagenhaft in ihrer Heilkunst und ein hervorragender Anlauf-punkt für viele, die ihrer Hilfe benötigen. Akios Jarob als klassischer Heiliger der Ritter und Kämpfer, Helfer in größter Not wäre auch eine Überlegung.

Gibt es Bestrebungen, für die Stadt einen ähnlichen Status wie Lipisa, also eine freie Reichsstadt zu beantragen?

Wir sind erst einmal froh, hier die ersten Winter überlebt zu haben. Die Einheimischen Pomesias sagen aber auch, dass die Winter bisher sehr mild waren. Wir haben derzeit 5 stimmfähi-ge Bürger im Stadtrat und vielleicht 100 Bewohner. Fest steht für mich jedoch, daß es der Adel ist, der von den zwei Göttern dazu bestimmt ist, zu lenken und beschützen. Lipisa hatte eine ganz eigene vom Schicksal günstige Geschichte durch die sie zu diesen Freiheiten gelangen konnte.

Dann hoffen wir, dass die Zwei Götter der Stadt ihre Gunst schenken und ihr ein gesundes Wachstum bescheren. Eine Frage zum Schluss: Was wird uns in Cahrstett erwarten, wenn wir im Frühjahr wieder-kommen? Oder anders gefragt, was könnte den normalen Rabensteiner dazu verleiten, die Stadt zu besuchen?

Zum ersten Punkt - Cahrstett wird weiter wachsen, aber im Winter wird nicht viel gebaut. Vielleicht ein zweiter oder drit-ter Anlegersteg, der noch weiter rausreicht. Aber der muss na-türlich auch die Wellen abkönnen. Oder Aushubarbeiten für die Kanäle zwischen den Vierteln, so müssen die Lagerhallen nicht direkt am Wasser stehen.
Zum zweiten Punkt - die frische Seeluft. Der Wind kann ner-ven, aber der Geruch ist sehr schön, kaum ein Rabensteiner kennt dies!

Vielen Dank für Eure Zeit und Eure Antworten

NEUE ESKALATION DES KRIEGES IN DEN NORDLANDCLANS

Tinarr ist gefallen. Die große und einzige Hafenstadt der Nord-landclans am Tinarrischen Meer ist durch einen spektakulären Angriff von den Zarack erobert worden. Die unzähligen Luftschiffe füllten den Himmel und landeten Tausende Krieger und Blutmagie wirkende Magier an. Diesem geballten Angriff konnten die Verteidiger der Stadt nichts entgegensetzen. In einem Augenzeugenbericht der Landung heißt es, dass allein die der Stadt vorgelagerten Inseln gehalten werden konnten. Mit den Zarack tritt dadurch ein uns bisher völlig unbekanntes, Volk in den Krieg um den Goldenen Kessel und damit um die Zukunft des Landes ein. Von einem Besuch Tinarrs wird dringend abgeraten. Inwieweit sich die Invasoren bereits auch in anderen Teilen der Clanlande festgesetzt haben und ob eine direkte Bedrohung auch für Rabenstein besteht, kann derzeit noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Bislang gibt es jedoch keinerlei Erkenntnisse für Kämpfe nahe der Grenze. Die Rabensteiner Grenzreiter und die Städte an unserer Ostgrenze sind aber alarmiert und treffen Vorbereitungen für den Ernstfall.

HEIRATSWERBER AM HOF ZU KEWDLIN

Gewöhnlich gut informierten Quellen zufolge, sind Heirats-werber am Hof von Freifrau Clothilde Adele von Kwedlin eingetroffen und buhlen um die Hand ihrer Tochter. Berichte sprechen bisher nur von Elsterthaler und Hartenfelser Gesandtschaften, doch auch Bernburg wird wohl bald auf der Schwelle stehen. Die Freiin dürfte damit derzeit eine der gefragtesten Junggesellinnen in ganz Rabenstein sein. Welcher Werber wird das ausschlaggebende Angebot machen und damit an Einfluss im Kampf um den Thron der Hartzberger Grafen gewinnen? Wir werden weiter berichten.

EXPEDITION IN DER SÜDMARK VER-MISST

Eine im Auftrag von Graf Mytandor von Wiesengrund ausgesandte Expedition zur Erforschung der Südmark wird vermisst. Die Expedition der Rabensteiner Armee und des Sha’Tar-Ordens sollte Berichte um Dunkle oder auch Schwarzmagische Vorkommnisse in dem vom Dunklen Reich abgetrotzten Gebiet nachgehen.

ZUM GEDENKEN AN ALRIK BOMBASTUS VON LUPFINGEN

Der edle Ritter aus Fynsterwalde wurde auf dem Weg in seine Hei-mat von hinterhältigen Gesetzlosen überfallen, ermordet und ausge-plündert. Seine Mörder konnten bisher nicht dingfest gemacht werden.

HÖLLENPULVER VERDAMMUNGSWÜRDIGE SUBSTANZ ODER NÜTZLICHER FREUND

Immer wieder berichten Reisende über die aufsehenerregende Wirkung von Höllenpulver. Und während es in Rabenstein durch das Zweigötter-Edikt verbannt bleibt, ist es in vielen anderen Ländern der Mittellande erlaubt. Zum Thema konnte der Rabe Gespräche mit zwei angese-henen Experten auf ihrem Gebiet führen.

WAS DAGEGEN SPRICHT

Das erste Gespräch führte Hector von Westling mit ihrer Spektabiliät Loksereg von Grünmark, Kanzelerin der Akademia Magyca zu Raben-stein. Frau Kanzlerin, was haltet Ihr von Höllenpulver?

Es ist eine sehr gefährliche Komponente, mit einem hohen Risiko der Unberechenbarkeit. Wiegt denn das Risiko den Nutzen auf? Da kann ich nur Zweifel ins Feld bringen und abraten…

Wo ist der Unterschied zum Hexenstein?

Ganz generell in der Wirkungsweise! Nicht mal Äpfel mit Birnen im Vergleich, eher Äpfel mit Steinen. Hexenstein ist noch unberechenbarer. Sehr unabsehbarer exotischer Effekt. Zum Beispiel bräuchte der Lehrstuhl Alchemie höhere Sicherheit, weil hier Dinge in die Luft fliegen können. Man braucht für Höllenpulver sehr geschultes Perso-nal. Der Vergleich Hexenstein und Höllenpulver ist sehr laienhaft und kurzsichtig.

Nochmal zum Apfel und Stein, ist es dann nicht so wie Argyr und Lyxaark?

Also jetzt wird es sonderbar. Der Zweigötterglaube ist ein ausgleichen-der Dualismus. Das hier gebrachte Beispiel vergleicht Zerstörung mit chaotischer Zerstörung. Wies schon gesagt, der Vergleich hinkt nicht nur, da sind die Beine gebrochen. Hexenstein ist eine Perversion von Argyrs oder Lyxaarks Wirken. Ein solcher Vergleich ist ausgemachter Blödsinn.

Zurück zum Thema: Wie kann man sich vor Höllenpulver schützen?

Es nicht verwenden!

Ist das zweigötterliche Edikt noch zeitgemäß?

Eine Aufhebung des Ediktes ist ein moralisches Dilemma, wie weit möchte man denn gehen um mit anderen Ländern mitzuhalten? Als erstes kommt Höllenpulver und als nächstes Dä-monen beschwören, nur um mit Torog Nai mitzuhalten? Das kann und darf nicht die Lösung sein.

Wie können Magier unsere Truppen schützen?

Bei der Verwendung von Höllenpulver riskieren wir auch unsere eigenen Trup-pen. Zu leicht entzündbar und entflammbar. Was hilft mechanisch - Wände im Feld bauen, transportable Wälle…. Durch magisches Handwerk ist es auch denkbar, magische Wände zu errichten, die die Geschosse abfangen, oder die Rüstungen so verstärken, wie wir es ja auch bei Armbrustbolzen kennen. Und FAST ALLE Magier haben extern das Wissen erlangt, im Kampf dienlich zu sein. Insofern ist unsere Akademie gut aufgestellt mit Veteranen. Ein Austausch mit anderen Akademien wäre wünschenswert.

In den ausgegliederten Häusern zur Ausbildung jüngerer Kinder soll es Tumulten gekommen sein - was war da los? Sind Kinder zu Schaden gekommen?

Wenn man Kinder erzieht? Wenn es Tumulte gab, dann kann es sein, dass ein Kind sich wehtut, so lernt es nachhaltig. Ein Kind braucht Freiraum um sich zu entwickeln. Aufgabe des Lehrenden ist es, das Leben zu schützen, aber auch Fehler zuzulassen. Mir sind keine Fälle bekannt, dass es zu schwerwiegenden bleibenden Schäden gekommen ist. Man lernt Grenzen kennen, auch indem man sie übertritt und zurückgebracht wird.

Im Namen des Raben, danke für dieses Gespräch.

WAS FÜR HÖLLENFEUER SPRICHT

Für den Raben führte Ruprecht von Watzendorff ein Gespräch mit dem Kanzler der Universidäd von Lipisa. Wieso möchte sich Lipisa dem Verbot vom Höllenpulver widersetzen?

Es ist unsere Pflicht gegenüber dem Königreich mit anderen Ländern mitzuhalten. Außerdem wird es eh schon von zwielichtigen Elementen genutzt, vom Raubritter bis zur Räuberbande.

Was wird das kosten?

Es haben sich namenhafte Gönner bereits erklärt, Güter zur Verfü-gung zu stellen. Am Anfang wird es ja erst erprobt.

Sollten nur die fürstlichen Heere diese Waffen führen?

Jede Art von Waffeneinsatz ist abscheulich und ich wünschte mir, es gäbe keine Gewalt. Aber da dies nur ein zweigöttergefälliger Wunsch ist, ist es unsere Pflicht, so viel Gewalt wie möglich zu vermeiden.

Darf bald jeder Höllenpulver nutzen?

Sollen wir bei einem Einsatz gegen Truppen mit Höllenfeuer unsere tapferen Rabensteiner einfach in den Geschoßhagel rennen lassen? Die Freiheit zu verteidigen sollte unser aller Ziel sein.

Was kommt als nächstes? Hexengold?

Dazu werde ich mich nicht äußern.

Können nicht mit Hexengoldpulver alle Konsumenten zaubern?

Das ist hochgradig gefährlich und stimmt so nicht. Niemand sollte dies konsumieren!

Gab es hierzu nicht einen Zirkel in der Universidäd?

Keinen Kommentar.

Der Rabe dankt für das Gespräch.

VON DRAKARA NACH GUTINGY

VON DRAKARA NACH GUTINGY EIN REISEBERICHT IN 14 TEILEN, VON SOIKA & RAMAN FALATHANI

Eine Gutingyer Familie berichtet für uns von ihrer Reise von Drakara quer durch Rabenstein und Beilstein nach Gutingy. In der heutigen Ausgabe schreiben sie über die Etappe RiezoweStrelenWeißberg.

Nach der Rast im Grenzhof, an der Grenze des Drakarianischen Banats zum Rabensteiner Herzogtum Hartenfels, machen wir drei uns wieder auf den Weg. Nur wenige Meilen trennen uns jetzt noch von den hohen Türmen von Riezowe, der größten und reichsten Stadt von Hartenfels, dem Rabensteiner Herzogtums, dessen Grenzen wir gerade überschritten haben. Die Rabensteiner Händler, denen wir im Banat begegnet waren, schwärmten voller Stolz von ihrer Heimat und sprachen von wehrhaften Befestigungen, prunkvollen Straßen, Plätzen und Gebäuden und natürlich auch von den Märkten. Und sie soll-ten Recht behalten.

Die gigantisch anmutenden Mauern von Riezowe geben uns das Gefühl, Ameisen zu sein. Und die auf den Türmen und an den Toren postierten, schwer gerüsteten Wächter scheinen bis in unsere Gedanken sehen zu wollen, während wir die offenen Tore passieren und durch die große Veste hindurch in die Stadt eingelassen werden. Uns beglei-ten mindestens zwei Dutzend Händler und Reisende aus Drakara. Und dann zwängen wir uns durch das Tor und werden eingelassen in eine der prachtvollsten Städte, die wir auf unserer Reise betreten werden. Passend dazu strahlt die Sonne in einem fast perfekt blauen Himmel, als wollte sie sagen: „Willkommen Reisender, im Königreich Rabenstein.“

Nur ein kurzer Fußweg über die gepflegten Straßen hinweg, dann erreichen wir auch schon den Elbmarkt. Hier, in der Nähe des Elb-hafens, preisen Händler ihre Waren aus aller Welt an, vollführen Gaukler Kunststücke und unser Junge kommt aus dem Lachen und Staunen kaum heraus. Selten haben wir auf unseren Wegen eine solche Vielfalt an Waren auf einem Marktplatz gesehen. Bunte, krakeelende Vögel neben meckernden Ziegen, exotische Früchte neben braunen Kartoffeln, feinste Stoffe neben grobem Leinen. Wir atmen die Düfte fremdländischer Gewürze und Speisen und hören den Klang vieler unbekannter Sprachen. Natürlich kommen wir nicht umhin, hier und dort einige Dinge zu probieren. Zu groß sind die Augen unseres Sohnes und auch unsere Augen blicken neugierig auf die Stände.

Auch die Handelshöfe, die den Markt säumten, zeugen vom Wohlstand der Stadt. Dem roten Palast der Familie Hinnen gegenüber steht der berühmte, ehrwürdige, leuchtend weiße Speckshof der wichtigsten Kauf-mannsfamilie von Hartenfels. Beide sind umgeben von den etwas kleineren Handelshöfen, die den anderen großen Familien der Stadt gehören und ihre Geschichte auf den bunten Wandbildern auf den Mauern der Häuser erzählen.

Die Bewohner zeigen sich überraschend gastfreundlich, was wir durch die Lage als Grenzstadt zu dem lange durch dunkle Mächte gegeißelten Drakara nicht erwartet hatten. Trotz der Geharnischten, der vielen Männer und Frauen im Harnisch, die über die Straßen der Stadt wachen, kommen wir schnell ins Gespräch und werden schließlich auf dem Fischmarkt von einer der Markt-frauen zum Abendessen eingeladen.

Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit mit einer Führung durch die Stadt, zu der uns ihr Sohn spontan einlädt. Voller Stolz erzählt er uns von seiner Stadt erzählt und führt uns dabei weiter in den Hafen hineinhinter die Stadtmauern zu kommen, die auch an der Elbseite die Stadt schützen. Hier genießen wir den Blick auf die sanft sich dahinschlängelnde Elbe und die beiden Burgen Prominiz und Auenstein, die am anderen Ufer auf Hügeln stehen und über die Schifffahrt auf der Elbe und das Ostufer von Riezowe wachen.

Unser Weg führt uns wieder zurück in die Stadt, zum Ratsmarkt, wo noch immer die Bauern der Umgebung ihre Waren anpreisen. Beeindruckt vom angrenzenden Rathaus, dem Stadtpalais der Frei-herrn von Riezowe und dem gräflichen Karkowi-Palais tauchen wir einmal in das Markttreiben ein, kaufen einen Schlauch Wein und etwas Käse und nehmen dann im trutzigen Schwarzen Kloster der Heiligen Stanka an der Abendandacht teil. Auf dem Weg nach Hause zeigt uns unser Führer noch die Schwefelholz- und Nudel-Manufakturen, das trutzige Kloster der Gotwiner Mönche und er-zählt nebenbei von von den ruhmreichen Schlachten, die immer wieder rings um die Stadt getobt haben.

Erschöpft kommen wir schließlich im Haus unser Gastgeber an und bekommen einen großen Lachs vorgesetzt, den wir dankbar und mit großem Appetit verspeisen, natürlich fangfrisch aus der Elbe. Nachdem unser kleiner Mann seineund bekommen einen großen Lachs vorgesetzt, den wir dankbar und mit großem Appetit verspeisen, natürlich fangfrisch aus der Elbe. Nachdem unser kleiner Mann seine Augen dann auch kaum mehr aufhalten kann, werden wir sogar noch gebeten, die Nacht doch hier zu verbringen. Schließlich wäre es doch eine Schande und ein grober Verstoß gegen die Gastfreundschaft, wenn sie uns jetzt noch vor die Tür setzen müssten. Wie hätten wir da „Nein“ sagen können?

Nachdem wir am nächsten Morgen unsere Sachen gepackt, die uns fast schon aufgedrängte Wegzehrung eingepackt und das Frühstück mit unserer Gastfamilie verspeist haben, machen wir uns dankbar und noch immer beeindruckt wieder auf den Weg. Die Morgenluft riecht nach Sonne und Frühling, es verspricht ein guter Tag zum Wandern zu werden. Und auch die Straßen sind schon dicht gefüllt. Händler streben den Toren entgegen und einmal müssen wir zur Seite sprin-gen, als einige gerüstete Reiter in voller Rüstung durch das Tor sprengen.

Kaum haben wir die Stadt verlassen, sehen wir am Horizont auch schon die nächste Burg. Wir wandern entlang der Elb-Handelsstraße in Richtung Strelen, der Hauptstadt der Schwarzen Mark. Leider führt der Weg uns fort von der Elbe. Und dann sind wir einmal mehr überrascht. Denn uns bietet sich ein, zumindest für uns, unge-wohnter Anblick. Das nächste Dorf besitzt eine zumindest drei Schritt hohe Palisade mit Wehrgang, Wachtürmen und einem Tor. Etwas verunsichert lassen wir das Dorf links liegen und gehen wei-ter. Auch die nächsten Dörfer zeigen sich ähnlich bewehrt, bis wir schließlich die Türme von Strelen vor uns sehen.

Und obwohl die Stadt nur 6 Meilen entfernt von Riezowe liegt, haben wir vier weitere größere und kleinere Burgen zumindest in der Ferne sehen können. Und langsam bekommen wir auch eine Idee, warum die Gegend auch als „Burgenland“ bezeichnet wird: Alle Dörfer sind befestigt und geschätzt die Hälfte der Dörfer zudem mit mindestens einer Turmburg gesichert. Wir beschließen, uns diese Dörfer doch einmal anzusehen, jedoch erst nach Strelen. Seit Menschengedenken soll von hier aus das Geschick der Bewohner dieses Teils von Raben-stein gelenkt worden sein. Lange bevor die zwei Götter in das Land kamen und das Banner der Raben über der Stadt wehte.

So zeigt sich Strelen dann auch. Trutzig und wehrhaft und bei wei-tem nicht so prunkvoll und einladend wie Riezowe. Trutzig auch die beiden Burgen, die am Ostufer der Elbe liegen und die Brücke bewa-chen. Dann sehen wir einige große Boote, die an der Elbe vertäut liegen und große Mühlräder an der Elbseite haben. Im Gespräch erfah-ren wir, dass diese Schiffsmühlen an vielen Stellen in der Elbe liegen und man aufgrund der sich stetig ändernden Wasserstände mit festen Mühlen kaum arbeiten könnte.

Wir machen uns auf in die Stadt zum Tonmarkt, von dem wir schon in Riezowe gehört hatten und sind beeindruckt von der Kunst-fertigkeit der hier angebotenen Arbeiten. Mit einem der Händler kommen wir auch wieder rasch ins Gespräch. So soll selbst der Thron der Schwarzen Mark kunstvoll aus Ton gefertigt sein, erzählt er uns. Wie gern würden wir uns selbst ein Bild davon machen. Aber leider hätten die Wachen vor der Burg vermutlich etwas dagegen. Und so schlendern wir durch die Straßen der Stadt, kaufen auf dem Markt unser Picknick für den Mittag und machen uns dann wieder auf den Weg. Schließlich soll etwas nördlich der Stadt der sagenum-wobene Nixstein in der Elbe sein. Ein riesiger Felsbrocken, der ein Tor in die Feenwelt bergen soll. Tatsächlich aber ist der Felsen gar nicht so einfach zu finden. Denn er ist zwar riesig breit, jedoch flach. Mit gebotenem Respekt nähern wir uns dem Stein, setzen uns an seinen Rand und packen unser Picknick aus. Nach unser Vorfah-ren Brauch schenken wir einen Teil unseres Mahls dem kleinen Volk und legen uns nach dem Essen ins Gras, um den Zug der Wolken am klaren Frühlingshimmel zu beobachten. Und als wir die Augen schließen, bekommen wir alle drei das Gefühl, wirklich nicht allein zu sein. Ein wenig verweilen wir noch hier. Dann jedoch drängt uns doch das Gefühl, weiter zu müssen.

Die Landschaft bleibt sanft hügelig, mit weiten Wiesen, Wäldern und Feldern. Am Horizont sehen wir immer wieder Weinberge, vor allem an der Elbe. Jedoch führt uns der Weg wieder weiter weg von ihr. Wir passieren weitere Dörfer. Ein jedes bewehrt und doch offen. Schließlich trauen wir uns, treten in einem Dorf namens Usigk durch das Tor und finden uns inmitten eines Festes wieder.

Es wird aufgespielt, das Volk tanzt um einen Linde in der Mitte des Dorfes, Tische stehen zwischen den Häusern. Fröhlichkeit inmitten eines für uns ungewohnt zusammengepferchten Dorfes. Und auch hier thront die schon fast obligatorische Hügelburg über den Häusern des Dorfes. Dann, als man unsere Ankunft bemerkt, werden wir einmal mehr eingeladen dem bunten Treiben beizuwohnen.

Im Verlauf des Abends wird man uns erzählen, dass man „hier im Süden“ häufig zusammen isst, um dann zum Abend hin aufzuspielen. Überrascht sehen wir sogar die Burgmannen und die Familie des Ritters inmitten der gut gelaunten Bauernschar herumwirbeln. Und auch wir können uns nicht mehr lange weigern und folgen trotz unserer müden Füße dem Takt der Fideln, Trommeln und Pfeifen. Bis in die Nacht hinein springen, hüpfen und drehen sich die Tänzer und wir uns mit ihnen.Am nächsten Morgen dann, nachdem wir eine Nacht bei einer Bau-ernfamilie verbringen durften, kehren wir zurück auf die große Elbstraße. Unser Weg führt uns tiefer hinein in die sanften Weinberge, immer entlang des Flusses Dohle, der uns einige Meilen begleitet, um dann in die Elbe einzumünden. Hier an der Mündung sehen wir die Türme und Mauern der Stadt Milburgum am anderen Elbufer sehen. Und dann, einige Dörfer später erreichen wir gegen Mittag endlich Weißberg, die Stadt der Brauhäuser und Winzer. So zumindest pries uns der Händler den Weißberger Wein an, den wir auf dem Markt in Riezowe gekauft hatten.

Auf den ersten Blick jedoch sieht die Stadt nicht ganze so beeindruk-kend aus. Eine Burg über einer im Vergleich zu Strelen und Riezowe fast schon winzigen Stadt, umringt von dicken Mauern. Es gibt eine Elbfähre sowie Weinberge, Hopfen- und Gagelfelder soweit das Auge reicht. In der Stadt jedoch werden wir eines Besseren belehrt. Eine Stadt, wie eine gute Taverne: Herzlich, offen und voller Leben. Vor jedem zweiten Haus stehen kleine und große Fässer mit dem Namen des jeweiligen Hauses, vor manchen auch ein oder zwei Tische und Bänke. Wir suchen uns ein sonniges Plätzchen, setzen uns und kurze Zeit später schenkt uns eine gut gelaunte Frau Kräuterbier, Wein und Traubenmost ein und tischt uns dazu eine deftige Kartoffelsuppe auf.

Da wir die einzigen Gäste sind, kommen wir schnell ins Gespräch und irgendwann sitzt sie bei uns am Tisch und erzählt und lacht mit uns. Unser Kleiner spielt derweil mit den Kindern der Nachbar-schaft. Und so lassen wir uns auch noch zum Guchn überreden, dieses Mal mit einem Stück der berühmten Eierschecke. Dann müssen wir uns leider wieder auf den Weg machen. Vorher jedoch, überredet uns die gute Frau dann aber noch, zum Erntefest zurückzukehren, wenn die Hopfen- und Gagelernte eingefahren ist und der junge Wein zum Kosten einlädt. Dann, so prophezeit sie uns, wäre Weißberg einer der schönsten Flecken dieser Welt.


Und wenn ich mich an die Etappen unserer bisherigen Reise erinnere, glaube ich ihr nur zu gern.